Basierend auf den Daten des Bundesamts für Statistik (BfS) werden die Entwicklungen zwischen 2017 und 2021 sowie kantonale Unterschiede beleuchtet.
Markt
440’747 Klient:innen schweizweit haben im Jahr 2021 Spitex-Leistungen in Anspruch genommen. Der Markt wird von gemeinnützig-öffentlichen und gewinnorientierten Unternehmen sowie Selbstständigen bedient. Der Grossteil der Klient:innen wird durch die gemeinnützigen-öffentlichen Unternehmen versorgt. Mit einem Aufwand von 2.98 und einem Ertrag von 3.02 Milliarden Franken wurde im Jahr 2021 ein finanzbuchhalterischer Gewinn von 43.1 Millionen Franken erwirtschaftet (1.43 % vom Umsatz), eine Aussage zum betriebswirtschaftlichen Ergebnis, welches für die Tarifierung relevant ist, ist auf Basis der veröffentlichten Daten leider nicht möglich.
Leistungen
Die im Spitexwesen verrechneten Stunden sind in den letzten fünf Jahren durchschnittlich um 4.5% gestiegen, insbesondere vom Jahr 2019 auf 2020 ist ein vergleichsweises starkes Wachstum ersichtlich (+5.8%), das auch auf die Corona-Pandemie zurückzuführen ist. Im Folgejahr hat sich die Situation minimal beruhigt und das Wachstum ist etwas abgeflacht.
Der Grossteil der verrechneten Stunden werden in der Langzeitpflege erbracht. Anteilig fallen dabei am häufigsten Leistungen in der Grundpflege an. Fokussiert man sich aber auf die jährlichen Entwicklungen, wird ersichtlich, dass der prozentuale Anteil an der Grundpflege sinkt und somit a- und b-Leistungen an Bedeutung gewinnen. Im kantonalen Vergleich zeigt sich, dass insbesondere vier Kantone der Suisse Romande (Freiburg, Neuenburg, Waadt, Wallis) deutlich mehr Abklärungs- und Beratungsleistungen (a-Leistungen) erbringen, welche durch höhere Beiträge der Obligatorischen Krankenpflegeversicherung vergütet werden.
Finanzen
Gesamtschweizerisch über alle berücksichtigten Jahre hinweg stammt mit 75% der Grossteil der Einnahmen aus den erbrachten Leistungen und es wird ein leichtes jährliches Wachstum festgestellt. Die restlichen 25% stammen aus Beiträgen der öffentlichen Hand (23%) und übrigen Einnahmen (2%), wobei es hier abhängig von der Finanzierung und damit Abbildung / Zuordnung der Kosten grosse kantonale Unterschiede gibt.
Innerhalb der eigentlichen Leistungen (Langzeitpflege, Akut- und Übergangspflege, Hauswirtschaft und Sozialbetreuung, Mahlzeiten, weitere Leistungen) zeigt sich, dass vor allem im Bereich der Langzeitpflege Ertrag erwirtschaftet wird. Die Kantone Bern, Obwalden, Appenzell Innerrhoden und das Tessin liegen hier mit über 90% gar über dem Schweizer Durchschnitt (84%).
Bei der grossen Mehrheit der fünf Leistungstypen ist der Ertrag seit 2017 jährlich gestiegen. In der Langzeitpflege hat sich das jährliche, prozentuale Wachstum von 6% im 2018 vs. 2017 kontinuierlich gesteigert auf +9% im 2021 vs. 2020. Oder kumuliert seit 2017 um +34%! Die Hauswirtschaftsleistungen haben lange nahezu stagniert und erstmalig im 2021 eine Zunahme von +6% erfahren. Beim Mahlzeitendienst wirkte die Pandemie im 2020 mit einer Steigerung des Ertrages im Vergleich zu Vorjahr von +21%, im 2021 resultierte nochmals eine kleine Steigerung um +3%. Gesamthaft ist der Ertrag der Spitex jährlich durchschnittlich um +5% seit 2017 angestiegen.
Personal
Die Anzahl an Pflegenden (VZÄ) im Spitexwesen steigen jährlich durchschnittlich um 4.7%, das Gesamtpersonal um +4.6%. Das Wachstum der Personalkosten über denselben Zeitraum hinweg beträgt 4.9%. Anders gesagt, sind die Personalkosten pro Stelle im Zeitraum von 2017 und 2021 jährlich nur um 0.3% gestiegen.
In Bezug auf den Ausbildungsstand wird aus den Daten des BfS ersichtlich, dass der Personalmix vor allem aus der Ausbildungsgruppe Pflege-/ Betreuungskurse, Praktikanten, keine spezifische Ausbildung besteht. In St. Gallen macht diese Gruppe sogar über die Hälfte des Personalmix aus. Hintergrund ist das tiefe Pensum dieser Gruppe, im 2021 im Schnitt bei 38%, während insgesamt im 2021 das durchschnittliche Pensum bei 46% lag. In Vollzeitstellen zeigt die Entwicklung aber, dass insbesondere der Anteil an Pflegenden mit einem Hochschuldiplom steigt (Anteil 2021 bei 6.6%, im 2017 noch bei 4.7%). Ebenfalls zugenommen hat der Anteil der Mitarbeitenden mit beruflicher Grundbildung in der Pflege / Betreuung, während die erstgenannte Gruppe mit dem tiefstem Ausbildungslevel anteilig abnimmt.
Produktivität
Produktivität ist allgemein definiert als Output geteilt durch Input. Insgesamt sind die verrechneten Stunden leicht schwächer gewachsen als die Stellen, die Produktivität hat damit leicht abgenommen. Dies vor allem in 2018 und 2019, während im 2020 und 2021 wiederum eine Annäherung an das Level 2017 erfolgte. Über den gesamten Stellenetat konnten je Vollzeitstelle die produktiven Stunden in der Langzeitpflege kontinuierlich erhöht werden, für die insgesamt tiefere Produktivität ausschlaggebend ist aber der Rückgang in der Hauswirtschaft und Spezialbetreuung.
Zusammenfassung
Dem Trend «Ambulant vor Stationär» folgend wächst die Nachfrage nach Spitex-Leistungen. Angebotsseitig steigt ebenso die Anzahl an Pflegepersonal, wo sich der Skill-Grade-Mix tendenziell in ein höheres Ausbildungslevel bewegt. Trotzdem resultieren in den Löhnen nur leichte Steigerungen je Stelle. Die Produktivität schwankte leicht, konnte in den letzten zwei Jahren aber wieder fast auf das Niveau von 2017 gesteigert werden.