Die Hospital at Home AG (H@H) ermöglicht Patientinnen und Patienten mit ausgewählten Krankheiten sich zu Hause, statt stationär im Spital behandeln zu lassen («Admission Avoidance»). Als Pilotprojekt werden dabei gewisse Behandlungspfade vom Kanton Zürich über Beiträge mitfinanziert. Hierzu muss die Hospital at Home diverse Daten zur Qualität und Wirtschaftlichkeit aufzeigen, damit das Konzept mit der stationären Behandlung unter SwissDRG verglichen werden kann.
Um den Vergleich zu ermöglichen, hat sich die Hospital at Home dazu entschieden, eine Kostenrechnung entlang den Vorgaben von REKOLE® aufzubauen, wobei die Keller Unternehmensberatung AG unterstützen durfte. Aufgrund der Netzwerkstrategie, d.h. konkret die Zusammenarbeit mit verschiedenen Spitälern, Spitex- Organisationen, Hausärztinnen und Hausärzten, Spezialisten und Physiotherapeuten, mussten hierzu zuerst Standards in der Leistungserfassung definiert werden. Die (Fall)Kostenrechnung wurde aufgrund des dynamischen Startup-Umfeldes und des begrenzten Fallvolumens bewusst in Excel erstellt, um kosteneffizient und nachvollziehbar zu den nötigen Auswertungen zu gelangen.
Das Modell liefert Hospital at Home so die Möglichkeit, Fälle, Fallgruppen oder ganze Sparten auszuwerten und summarisch wie auch nach Kostenkomponenten mit vergleichbaren Behandlungen im SwissDRG-Umfeld zu vergleichen. Die Mitfinanzierung erfolgt, da heutige Tarifwerke entsprechende Leistungen nicht vorsehen und entsprechend (beispielsweise TARMED und Spitex-Tarife in Kombination) nicht in genügender Weise die erbrachten Leistungen finanzieren. Über die im Rahmen des Piloten erarbeitete Kostenrechnung soll schlussendlich auch das Kosteneinsparungspotential
gegenüber einem stationären Aufenthalt klarer beziffert werden können.
Neben den finanziellen Faktoren strebt Hospital at Home auch an, qualitative Aspekte systematisch zu er- heben. Neben der Patientenzufriedenheit relevant sind Daten zur Behandlungs- und Prozessqualität. Damit soll ein umfassendes Bild geschaffen werden, ob eine Auswahl an Behandlungen zukünftig standardmässig bevorzugt ambulant statt stationär erfolgen könnten.
Herr Dr. Med. Stephan Pahls, Verwaltungsratsmitglied und Mitgründer von H@H und Frau Fabienne Bloch, Geschäftsführerin, im Interview

Herr Pahls, erst mal dürfte es die Leserschaft interessieren, wie eine Behandlung mit Einbezug von H@H abläuft.
Nachdem in einer Notfallstation eines Spitals oder durch Hausärzte eine akute Krankheit wie z.B. mittel- schwere bis schwere Lungenentzündung, komplizierter Harnwegsinfekt, Nierenbeckenentzündung, Divertikulitis, Wundinfekte oder eine andere Erkrankung fest- gestellt wurde, wird auf Grund von geeigneten Untersuchungen eine Diagnose, und hierauf ein Therapieplan erstellt. Wenn die Erkrankung eine stationäre Behandlung erfordert, jedoch auch zu Hause behandelt werden kann, und die Patienten sich dafür entscheiden, findet nach einer ausführlichen Instruktion eine Überweisung an das Spezialisten Team H@H statt, welche bei der Patientin zu Hause mittels täglicher Visiten durch Ärzte und Pflegefachpersonen eine spitaläquivalente Behandlung durchführen.
Sie konnten im Kanton Zürich erfolgreich Unterstützungsleistungen für Ihr Startup gewinnen. Warum braucht es diese finanzielle Unterstützung?
Momentan gibt es in der Schweiz noch keinen Tarif für H@H-Behandlungen. Da diese Behandlung intensiver ist als die herkömmliche ambulante Behandlung (Spitex, ärztliche Hausbesuche) reichen die etablierten ambulanten Tarife nicht aus, um die Kosten zu decken. Weil gegenüber der stationären Behandlung aber Kosten gespart werden können, unterstützt der Kanton Zürich uns finanziell im Rahmen eines Pilotprojekts. Zusammen mit der Swiss Hospital at Home Society und anderen Anbietern von H@H setzen wir uns für die Erarbeitung eines H@H Tarifs ein. Darum bemühen wir uns, unsere Kostendaten so genau wie möglich zu erfassen.
Frau Bloch, wo sehen Sie aus operativer Sicht heute die grössten Herausforderungen im Aufbau und der Leistungsbringung im Bereich «Hospital at Home»?
Wir erhalten durchgehend sehr positive Rückmeldungen unserer Patienten, dass sie zuhause in ihren vier Wänden hospitalisiert werden konnten. Eine wesentliche Herausforderung stellt die Bekanntheit und das Verständnis des H@H-Modells in der breiten Bevölkerung dar. Es ist entscheidend, das Vertrauen der Patienten und ihrer Angehörigen in diese Versorgungsform zu stärken, indem wir umfassend über die Vorteile, Sicherheitsaspekte und die Qualität der häuslichen Behandlung aufklären.
Welche Führungsinformationen sind für Sie wichtig und welchen Beitrag zur Führung und Weiterentwicklung der Organisation leisten die erarbeitenden Instrumente?
Die erarbeiteten Instrumente, insbesondere die Kostenträgerauswertung, liefern uns essenzielle Führungsinformationen, die uns eine detaillierte Analyse unserer Kostenstrukturen ermöglichen. Diese Informationen nutzen wir gezielt, um betriebliche Optimierungen zu identifizieren und umzusetzen. Darüber hinaus spielen die aus der Kostenträgerauswertung gewonnenen Daten eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung und Verhandlung neuer Tarife mit unseren Tarifpartnern, wie Krankenkassen und Kantonen. Dadurch tragen die Instrumente nicht nur zur kurzfristigen Steuerung des Unternehmens bei, sondern auch zur strategischen Weiterentwicklung und Sicherung der finanziellen Stabilität in der Zukunft.
Besten Dank für das Interview, wir wünschen Ihnen weiter viel Erfolg!