Der Spitex-Verband Graubünden führt jährlich für seine Mitglieder eine Benchmark-Tagung durch. Im Benchmark werden die von allen Mitgliedern vorliegenden Daten verglichen, analysiert und diskutiert.
Der Benchmark gliedert sich in verschiedene Schwerpunkte. Im Bereich der Finanzen liegt der Fokus auf den Kosten-Deckungsgraden, den Kosten nach Trägern und je verrechneter Stunde. Im Weiteren diskutiert werden Kenn-zahlen mit direktem Leistungsbezug, beispielsweise die Entwicklungen im Klienten-Mix, die Anzahl Klienten oder die geleisteten Stunden je Klient. Ein wichtiges Thema ist auch das Personal. Der Skill-/ Grade-Mix grundsätzlich wie auch im Vergleich zu den erbrachten Leistungen, stellt ein weiterer Schwerpunkt in der Tagung dar. Weiter interessiert die Entwicklung der Verrechenbarkeit der geleisteten Stunden. Die Keller Unternehmensberatung AG durfte die Daten 2019 für die Tagung im Herbst 2020 aufbereiten und präsentieren.
Interview mit Mario Evangelista, Co-Geschäftsführer Spitex Verband Graubünden

Herr Evangelista, in welchen Bereichen sehen Sie für die Spitex-Organisationen – abgesehen von der aktuellen Krisensituation – kurz- und mittelfristig die grössten Herausforderungen? Wie kann der Benchmark hierbei unterstützen?
Der Kostendruck im Gesundheitswesen nimmt weiter zu. Die neuesten Massnahmen (aus dem Massnahmenpaket 2), die vom Bundesrat bis 15. November 2020 in der Vernehmlassung sind, sind ein deutliches Indiz dafür, wohin die Reise gehen soll: Mehr und engere Kostenkontrolle unabhängig, ob die Leistungen nach heutigem Kenntnisstand erforderlich sind. Die Kosten sollen einer übergeordneten Steuerung unterstellt werden. Auch wenn ich nicht denke, dass diese Massnahme sinnvoll und umsetzbar ist – diese Idee zeigt auf, was Bundesbern vorschwebt.
So oder anders wird der Druck steigen, die erbrachten Leistungen und die dafür ausgelösten Kosten rechtfertigen zu müssen. Dank des Benchmark-Workshops werden den Spitex-Organisationen entsprechende Fragen gestellt, denen man sich künftig immer öfter auch öffentlich stellen muss. Es gibt Hinweise, wo man in der eigenen Unternehmung allenfalls Verbesserungspo-tenzial hat. Man wird darauf vorbereitet, was allenfalls an Fragen von den Trägern oder der Öffentlichkeit künftig gestellt werden.
Welchen weiteren Nutzen ziehen Sie wie auch die Mitglieder aus dem Benchmark?
Als Verband lernen wir unsere Mitglieder noch besser kennen. Wir sehen wo die Unterschiede sind, die sich auch in den Kostenausweisen niederschlagen und welche Herausforderungen sie sich ausgesetzt sehen. Das gibt die Möglichkeit dort zu unterstützen, wo dies als Verband und über alle Mitglieder hinweg möglich und am nützlichsten ist. Für die Mitglieder ist es die Möglichkeit, sich ganz gezielt zu einzelnen Kostenfaktoren auszutauschen und zu erkennen, wer am ähnlichsten ist und vielleicht von diesem zu lernen.
Wir durften den Austausch zwischen den Mitgliedern im Rahmen der Tagung als sehr offen erleben. Was sind aus Ihrer Sicht die wesentlichen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Benchmark-Tagung?
Genau die angesprochene Bereitschaft offen die eigenen Verhältnisse zu erläutern und Einblick zu gewähren. Es braucht gegenseitiges Vertrauen, dass der Benchmark-Workshop dazu da ist, sich auszutauschen und voneinander zu lernen und nicht eine einzelne Spitex an den Pranger zu stellen. Nur wenn dieses Vertrauen da ist, kann auch eine offene Diskussion stattfinden und folglich die Möglichkeit die Hintergründe zu den nackten Zahlen zu erfahren. Denn es sind alles Spitexorganisationen mit öffentlichem Leistungsauftrag und dennoch sehr unterschiedlich und einzigartig, was den Vergleich umso spannender macht.