Zur Umsetzung des Projekts Tarpsy zog die Psychiatrische Universitätsklinik Zürich (PUK) Keller Unternehmensberatung bei. Die PUK lernt, mit dem neuen Tarifsystem umzugehen. Stefan Trachsel sprach mit Prof. Dr. med. Dr. phil. Paul Hoff, Chefarzt, stv. Klinikdirektor der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (KPPP) an der PUK. In der Umsetzungsphase des Projekts war Prof. Paul Hoff Vorsitzender der Steuergruppe Tarpsy.
Den meisten dürfte Tarpsy zwischenzeitlich ein Begri? sein. Dahinter versteckt sich nichts weniger als das neue schweizweit gültige Tarifsystem, welches in der Erwachsenenpsychiatrie ab 1. Januar 2018 sowie in der Kinder- und Jugendpsychiatrie ab 1. Januar 2019 Anwendung findet. Die Einführung des neuen Tarifsystems stellte die Psychiatrien in der Schweiz vor grosse Herausforderungen, so auch die PUK.
Herr Hoff, welches waren aus Ihrer Sicht die grössten Herausforderungen bei der Einführung von Tarpsy?
Eine der grössten Herausforderungen war wohl, den nicht verschiebbaren Zeitpunkt einzuhalten. Es mussten möglichst einheitliche Prozesse definiert werden, welche über die gesamte PUK Gültigkeit haben. Neue organisatorische Einheiten mussten gebildet und installiert werden, die IT-Systeme mussten neu auf einander abgestimmt und Schnittstellen realisiert werden, und nicht zuletzt galt es, eine grosse Anzahl von Personen innert kürzester Zeit zu schulen. Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Punkt war die Notwendigkeit, berufsübergreifend das Bewusstsein für die unter Tarpsy weiter zunehmende Vernetzung von Medizin, Qualitätssicherung und Ökonomie zu fördern.
War die Einführung von Tarpsy unumstritten oder bestanden Bedenken bei der Einführung des Tarifwerks?
Lange Zeit bestand tatsächlich die Unsicherheit, ob Tarpsy überhaupt kommt. Doch mit dem Entscheid des Bundesrats vom 25. Oktober 2017 wurde bestätigt, dass Tarpsy definitiv per 1. Januar 2018 in der Erwachsenenpsychiatrie eingeführt sein soll. Das gesamte Tarifwerk war nicht unumstritten, und ist es auch heute noch nicht. Zudem waren die Rahmenbedingungen durch die vorhandenen Systeme nicht einfach. Weiter weist die PUK durchaus komplexe Strukturen auf. Deshalb musste einige Male in verschiedenen Bereichen und Themen Überzeugungsarbeit geleistet werden.
Wie bereitete sich die PUK auf die Einführung von Tarpsy vor?
Bereits im Vorfeld liefen einige Vorbereitungsarbeiten, wenn auch
noch eher im Hintergrund. Beispielsweise trug die PUK durch
Datenlieferungen aktiv zur Entwicklung des Tarifwerks bei und sie war in
verschiedenen Gremien der Fachrichtungen vertreten. Im Laufe des
Januars 2017 entschied sich die PUK, zur
Konzeption sowie zur Begleitung der Einführung professionelle Unterstützung beizuziehen.
Welches waren die Gründe für diesen Schritt?
Einerseits war dies die Sorge, die internen Ressourcen könnten für ein Projekt dieser Bedeutung und dieses Komplexitätsgrades nicht ausreichen. Andererseits schien uns der professionelle Blick «von aussen» hier besonders sinnvoll, galt es doch, die PUK als ganzes Unternehmen zu betrachten und zugleich die Positionen und Interessen der einzelnen Berufsgruppen einzubeziehen.
Das Projekt wurde unter den Gesichtspunkten der Hermes-Projektmethodik durchgeführt. Für die Umsetzung wurde ein interprofessionelles Projekt-Team zusammengestellt, in welchem alle Kliniken wie auch die IT vertreten waren. Wie erlebten Sie die übergreifende Zusammenarbeit in der Steuergruppe?
Als herausfordernd und spannend, was die Inhalte angeht. In der Psychiatrie sind wir ja interprofessionelles Arbeiten gewohnt, doch die Zusammenführung der beiden «Welten» der Medizin und der Ökonomie im Projekt Tarpsy warf auch viele neue und nicht auf Anhieb zu beantwortende Fragen auf. Erfreulich war die Bereitschaft aller Beteiligten, auch bei Punkten, in denen die Interessen auseinander lagen, über den Tellerrand zu schauen und tragfähige Lösungen zu ermöglichen.
Herr Hoff, besten Dank für das Gespräch.