Mit dem Lockdown im Frühling mussten Spitäler auch neue Wege für die Kommunikation mit Patienten finden. Patienten, die nicht notfallmässig behandelt werden müssen, sollten nicht ins Spital gehen. Allerdings müssen Patienten nachbetreut werden – etwa bei Frakturen – oder brauchen eine kontinuierliche Betreuung (z.B. Diabetiker).
Meist findet bereits eine kontinuierliche Betreuung über das Telefon statt. Eine Videokonferenz würde die Betreuung noch erweitern, ohne dass die Patientinnen und Patienten das Spital besuchen müssen. Zum Teil setzten Spitäler schon punktuell Lösungen für die digitale Kommunikation ein, beispielsweise in Tumorboards und in der Radiologie, so auch das Spital Bülach. Für Spitäler eher neu war zu Beginn der Pandemie die Heraus-forderung, im Homeoffice zu arbeiten. Hier galt es, möglichst zeitnah eine Lösung zu finden, um sich online zu treffen und Besprechungen durch führen zu können.
Viele kostenlose und schnell realisierbare Lösungen wie WhatsApp, Skype, Zoom, Teams und dergleichen lagen vor. Solche schnell einsetzbaren Lösungen bedingen meist jedoch ein privates Konto beim Anbieter, und nicht alle Anwender haben ein solches Konto. Darüber hinaus benötigt auch die Gegenstelle ein solches Konto, was die Kommunikation zwischen Betreuenden und Patienten erschwert.
Eine breit einsetzbare Lösung ist die Anforderung
Gefragt ist also eine Lösung für Videokonferenzen, die ohne private (Einzel-) Konten funktioniert. Welche Anforderungen waren für das Spital Bülach in der Evaluation des Tools wichtig? Die Antwort gibt uns Gözde
Joller, Projektleiterin der Evaluation: «Ein wesentlicher Aspekt war die vielseitige Einsetzbarkeit des gesuchten Tools. Die Lösung soll sowohl im administrativen Bereich als auch für medizinische Konsultationen Anwendung finden. Essenziell ist dabei der datenschutzkonforme
Umgang mit patientenbezogenen Daten.»
Daneben spielten weitere Anforderungen eine zentrale Rolle:
• Möglichst ein Tool für alle Anwendungsbereiche
• Geringer Einführungsaufwand und niedrige Betriebskosten
• Integrierbar in den Internet-Auftritt der Institution
• Anwendbar auf mobilen Geräten wie Smartphones und Tablets mit unterschiedlichen Betriebssystemen (Android, iOS, Windows)
• Warteraum-/ Triage-Funktionalität
Und welches sind die wichtigsten Unterschiede zwischen den Anforderungen aus Sicht der Behandlung und aus Sicht Office? Nochmals Gözde Joller: «Aus behandlungstechnischer Sicht ist das Patientengespräch vertraulich. Es soll sich aufzeichnen und mit möglichst wenig Aufwand in die Patientendokumentation integrieren lassen. Im administrativen Bereich ist die stabile, ruckelfreie Teilnahme eines grossen Personenkreises an Videokonferenzen wichtig.»
Datenschutz als Herausforderung
Vor allem die Anforderungen aus der Sicht des Datenschutzes (Compliance) erwiesen sich als Knackpunkt. Die Datenschutzstelle des Kantons Zürich hat Empfehlungen zu verschiedenen Produkten erlassen. Die Liste wird laufend aktualisiert. Es ist darauf zu achten, dass für den Einsatz einer Lösung im Gesundheitswesen strengere Regeln und Empfehlungen gelten als beispielsweise im Bildungsbereich. Auf der Website1) heisst es: «Die Liste enthält auch Dienste und Produkte, welche die datenschutzrechtlichen Anforderungen nicht oder nur teilweise erfüllen.» Und weiter: «Diese Dienste und Produkte können während der ausserordentlichen Lage nach einer konkreten Risikoanalyse ausnahmsweise und vorübergehend eingesetzt werden. Bei der Risikoanalyse ist insbesondere zu berücksichtigen, ob besondere Personendaten und Daten bearbeitet wer-den, die einem Berufs- oder besonderen Amtsgeheimnis unterstehen.» Dem entsprechend wurden in der Evaluation nur Unternehmechend wurden in der Evaluation nur Unternehmen angefragt, deren Lösung diese Kriterien erfüllten.