Die Geschäftsleitung der Psychiatrie Baselland (PBL) hat 2021 beschlossen, das Qualitätsmanagement konzeptionell neu aufzustellen. Zwecks Stärkung des QMs wurde entschieden, Audits nicht nur intern, sondern periodisch auch extern begleiten zu lassen von Unternehmen mit fachlichen Kenntnissen im Gesundheitswesen.
Die Keller Unternehmensberatung AG darf die PBL in den externen durchgeführten internen Audits beglei- ten. Simon Rambusch, Leiter Qualitätsmanagement der PBL, gewährt einen Einblick in die externe Auditbegleitung.
Interview mit Simon Rambusch,
Leiter Qualitätsmanagement

Wo sehen Sie im Bereich Qualitätsmanagement die grössten Herausforderungen für eine psychiatrische Klinik?
Eine der grössten Heraus- forderungen im Qualitätsmanagement einer psychiatrischen Klinik besteht darin, die vielfältigen und komplexen Anforderungen von Patientinnen und Patienten, Mitarbeitenden und regulatorischen Vorgaben kontinuierlich in Einklang zu bringen.
Die zunehmende Fülle an regulatorischen Vorgaben zielen darauf ab, Prozesse vergleichbar und standardisiert zu gestalten. Auch wenn diese Richtlinien notwendig sind, um eine stabile organisatorische Basis zu schaffen, besteht das Risiko, dass der Fokus zu sehr auf formale Abläufe gelegt wird, wodurch die umfassende Betreuung der Patientinnen und Patienten beeinträchtigt werden könnte.
Letztlich liegt die Herausforderung darin, eine Balance zwischen strukturellen Anforderungen und individuel- len, patientenzentrierten Lösungen zu finden, um nachhaltig die Behandlungsqualität zu sichern.
Die extern durchgeführten Audits decken einen Teilbereich der Audits ab. Nach welchen Kriterien haben Sie die Prozesse/Themenbereiche ausgewählt, die extern auditiert werden und welchen Mehrwert sehen Sie dabei in einer externen statt interner Durchführung?
Die Auswahl der Prozesse und Themen, die extern auditiert werden, erfolgt gezielt auf Grundlage der Rückmeldungen, die wir über unser internes Feedbackmanagementsystem erhalten, sowie anhand von Faktoren wie Prozesskomplexität und Risikopotential.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die kontinuierliche Überprüfung und Verbesserung neu eingeführter Prozesse. Diese werden bewusst auch extern überprüft, um eine neutrale Bewertung sicherzustellen. Diese Fokussierung ermöglicht es uns, zielgerichtet und gründlich an spezifischen Themen zu arbeiten, die operativen Verbesserungsbedarf aufzeigen.
Der grosse Vorteil einer externen Auditierung liegt in der Unabhängigkeit und Objektivität. Externe Auditoren bringen eine neutrale Perspektive ein, die uns hilft, unsere internen Prozesse losgelöst von bestehenden Strukturen zu hinterfragen. Dies führt häufig zu neuen Erkenntnissen und Ansätzen zur Optimierung, die uns intern vielleicht verborgen geblieben wären. Darüber hinaus erlauben uns externe Audits, gezielte und praxisnahe Verbesserungen zu implementieren.
Die Psychiatrie Baselland ist in Bewegung, es wurden Neubauten erstellt, Gebäude saniert und Prozesse in diesem Zusammenhang angepasst. Wie wirken sich entsprechende Neuerungen auf das Qualitätsmanagement aus und wie kann aus Ihrer Sicht sichergestellt werden, dass in einem solch dynamischen Umfeld das QM nicht der Realität hinterherhinkt?
Wie Sie bereits erwähnt haben, haben wir mit den Neu- bauten und sanierten Gebäude auch die Prozesse und Strukturen des stationären Bereichs angepasst. So haben wir in der Erwachsenenpsychiatrie ein neues Betriebsmodell nach Lean Management eingeführt. Ziel dabei war es, die Abläufe über alle Stationen hinweg zu vereinheitlichen und etwa durch die Reduktion von Übergabezeiten die patientennahen Tätigkeiten zu stärken. Ein wichtiger Aspekt dabei war der frühzeitige Einbezug aller Stakeholder in die Design- und Umsetzungsphasen. Unser Transformationsteam hat dabei hervorragende Arbeit geleistet. Es hat die Bedürfnisse von allen Beteiligten stets im Blick behalten und eine transparente Kommunikation gefördert. Mit Work- shops und regelmässigen Coachings über alle Hierarchiestufen hinweg hat dieses Team die Mitarbeitenden bei den umfassenden Neuerungen unterstützt. Durch zeitnahe Messungen der implementierten Lösungselemente wurde die Umsetzungsqualität überprüft und der Fokus auf eine nachhaltige Projektumsetzung gelegt.
Um sicherzustellen, dass das Qualitätsmanagement auch in Zukunft mit der Realität schritthält, müssen re- gelmässige interne und externe Audits durchgeführt werden, die gezielt auf die neuen Prozesse und Strukturen ausgerichtet sind. Diese Überprüfungen liefern eine objektive Perspektive und fördern die kontinuierliche Verbesserung.
Mit einer Kombination aus sorgfältiger Planung, Schulung, Feedbackmöglichkeiten und externen Audits können wir sicherstellen, dass unser Qualitätsmanagement immer im Einklang mit der dynamischen Entwicklung unserer Psychiatrie bleibt.
Wie sehen Sie die Zukunft des Qualitätsmanagements in der Psychiatrie Baselland?
Die Zukunft des Qualitätsmanagements in der Psychiatrie Baselland wird stark von der fortschreitenden Digitalisierung, vom Wandel der regulatorischen Anforderungen und von den wachsenden Erwartungen unserer Anspruchsgruppen geprägt. Wir sehen die Herausforderung und gleichzeitig die Chance darin, Qualität nicht nur als Erfüllung von Normen zu verstehen, sondern als integralen Bestandteil unserer täglichen Arbeit.
Das bedeutet, dass Prozesse zunehmend automatisiert und digital unterstützt werden, um die Effizienz zu steigern und die Patientensicherheit zu verbessern. Zudem wird das Voranschreiten von Patient-Reported Outcome Measures (PROMs) und Patient-Reported Ex- perience Measures (PREMs) eine wichtige Rolle spielen, da sie wertvolle Einblicke in die Erfahrungen und Ergebnisse der Patientinnen und Patienten bieten und somit die patientenzentrierte Versorgung weiter stärken.
Die Transparenz in der Erhebung der Qualitätsdaten wird zunehmen, zum Beispiel durch den Einsatz von Qualitätsverträgen wie nach Art. 56 KVG. Damit wird die Vergleichbarkeit zwischen Einrichtungen weiter ge- stärkt, was uns erlaubt, Benchmarks zu setzen und von- einander zu lernen, um unsere eigenen Standards ständig zu verbessern. Auch die externen Audits werden weiterhin eine zentrale Rolle spielen, da sie uns dabei helfen, Prozesse kontinuierlich, neutral und unabhängig zu evaluieren und Innovationen zu fördern.
Besten Dank für Ihre Ausführungen und viel Erfolg bei der weiteren Umsetzung!