Im Zentrum für Zahnmedizin (ZZM) der Universität Zürich (UZH) wird eine integrierte Software-Lösung für die Medizinische Dokumentation sowie für die Abrechnung unter Berücksichtigung der verschiedenen, heute gültigen Tarifwerke für die Zahnmedizin eingesetzt. Diverse Überlegungen seitens des Lieferanten der Applikation wie auch auf Seite des ZZM führten zur Erkenntnis, dass die Kern-Applikation abgelöst werden muss.
Der Markt von Software-Lösungen für universitäre zahnmedizinische Zentren ist insbesondere in der Schweiz mit nur vier Zentren wie auch in Europa recht eingeschränkt. In der Schweiz setzte man deshalb in der Regel auf Lösungen, welche in Zahnarztpraxen zum Einsatz kommen. Diese sind funktional, v.a. in Bezug auf die Dokumentation sowie die Abrechnung, hervorragend, mögen jedoch Ansprüchen für grosse Kliniken nicht vollumfänglich gerecht werden (Berechtigungssteuerung, Performance bei einer grossen Zahl von Anwendern, Skalierung etc.).

Im Hinblick auf eine volldigitale Dokumentation für die Zahnmedizin fehlt der aktuellen Lösung auch ein digitales Zahnschema.
Im Jahr 2020 wurde deshalb eine Marktanalyse gestartet. Auf der Basis eines Soll-Konzepts aus früheren Jahren wurden einerseits Praxissysteme für Zahnmedizin sowie Applikationen mit digitalem Zahnschema studiert, anderseits auch Lösungen betrachtet, die bei universitären Zahnmedizinischen Zentren ausserhalb der Schweiz eingesetzt werden. Bei diesen Produkten besteht allerdings das Problem der «Helvetisierung», damit die korrekte Abrechnung gemäss der in der Schweiz gültigen Tarifwerke sichergestellt werden kann, was ein nicht zu unterschätzendes Projektrisiko darstellt.
Das Ergebnis dieses ersten Teils der Marktanalyse war, dass kein Produkt auf dem Markt existiert, welches alle gewünschten Grobfunktionen in sich vereint und als Gesamtlösung für den schweizerischen Markt angeboten wird.
Die Software-Architektur neu denken
Von der Organisationsstruktur her betrachtet weist das ZZM Ähnlichkeiten mit Kliniken und Spitälern in der Schweiz auf. Insofern kann man sich von der Software-Architektur her betrachtet auch an solchen Institutionen orientieren, auch wenn das ZZM keine stationären Abteilungen aufweist.
Aus diesem Grund wurde das Software-Konzept neu gedacht und in die Bereiche Medizinische Dokumentation (KIS), Digitales Zahnschema (DZS) und Abrechnung (ERP) aufgeteilt (Abbildung 2).

Mit dieser Aufteilung wird der potenzielle Markt in der Schweiz (v.a. hinsichtlich Medizinischer Dokumentation sowie Abrechnung) deutlich erweitert. Zudem bestehen Möglichkeiten, die Systeme als Basis für weitere Digitalisierungsansprüche auszubauen. Auch im Bereich des digitalen Zahnschemas gibt es Lösungen, welche als Einzellösungen existieren oder aus den bestehenden Praxissystemen «extrahiert» werden könnten.

«Die Entscheidung, uns auch für modulare Systeme zu öffnen, ist ein grosser Schritt und wurde sorgfältig geprüft. Mit dieser Öffnung kommen zusätzliche, sehr leistungsfähige Systeme in Betracht, die sonst von der Auswahl ausgeschlossen gewesen wären.» – Dr. Kai von Massenbach, Direktor Verwaltung
Mit diesen Erkenntnissen wurde Ende 2021 die Beschaffung der Software-Landschaft in drei Losen (KIS, DZS, ERP) öffentlich ausgeschrieben. Die Evaluation ist weit fortgeschritten; der Zeitplan sieht die Publikation der Vergabe unter Berücksichtigung der Bewilligung durch die finanzkompetenten Stellen auf ca. Mitte September 2022 vor.