Das Alters- und Pflegeheim Hasle-Rüegsau hat im Frühjahr 2022 entschieden, das Projekt «neue Wohngruppenstrukturen» zu starten. Im Rahmen dieses Projektes sollten die geltenden Dienstzeiten überprüft und die Arbeitsinhalte analysiert und allenfalls angepasst werden. Die Pflegenden sollten gemäss ihren Kompetenzen eingesetzt werden (Optimierung des Skill-Grademixes).
Nebst dem Fokus auf die Mitarbeitenden (Arbeitszeiten, die «richtigen» Personen werden für die «richtigen» Tätigkeiten eingesetzt), wurden auch die Arbeitsabläufe analysiert und optimiert. Dies mit dem Ziel, die Attraktivität als Arbeitgeberin und somit die Mitarbeitendenzufriedenheit zu steigern. Für die Bewohner*innen sollte jedoch die Anpassungen zu keinerlei Nachteil führen, sondern mit dem Projekt auch mehr Flexibilität und Optimierung im Pflege- und Betreuungsangebot ermöglicht werden.
Andrea Bürgi, Leitung Pflege und Betreuung gewährt einen Einblick in das noch laufende Projekt.
Frau Bürgi, warum hat das APH Hasle-Rüegsau das Projekt in die Wege geleitet und was war das Ziel?
Um dem absehbaren Fachkräftemangel entgegenwirken zu können, ist es wichtig
(nebst anderen wichtigen Themen), unseren Mitarbeitenden möglichst attraktive Anstellungsbedingungen und Arbeitszeiten anbieten zu können, mit denen auch eine Umsetzung der individuellen Wünsche und Bedürfnisse ermöglicht wird (Vereinbarkeit von Beruf und Familie). Zurzeit arbeiten wir in 17 verschiedenen Diensten in der Pflege und Betreuung, was die Planung sehr erschwert und auch unübersichtlich macht. Der Projektauftrag wurde von unserem Heimleiter, Roger Kalchofner, formuliert und er hat mich mit der Umsetzung
dieses Projektes beauftragt.
Sie haben bald gemerkt, dass die Überprüfung der Dienstzeiten nicht ohne die Überprüfung der Dienstinhalte überarbeitet werden können. Weshalb?
Nach einer ersten Bestandesaufnahme und das Fokussieren auf die aktuelle Ist–Situation auf den Wohngruppen wurde es schnell offensichtlich, dass das Projekt nicht «nur» die Anpassung der Dienstzeiten beinhalten wird, sondern es auch unabdingbar ist, die Arbeitsinhalte, die Arbeitsprozesse und auch der Einsatz eines bedarfsgerechten Skill-Grademixes zu überprüfen. Zum Beispiel Themen wie die Rapportstruktur, die Wegzeiten, das Medikamentenmanagement, Planung des Tagesteams sowie den fachgerechten Einsatz der Mitarbeitenden gemäss ihren Kompetenzen werden thematisiert. Die Gestaltung der Arbeitsinhalte je nach Ausbildungsstand der Mitarbeitenden und Arbeitsabläufe
gilt es zu optimieren.
Nebst dem Blick auf die Attraktivität des Arbeitsumfeldes und der Arbeitsinhalte für die Pflegenden,
ist es uns im Rahmen des gesamten Projektes sehr wichtig, den Wünschen und Bedürfnissen unserer
Bewohner*innen weiterhin oberste Priorität einzuräumen. Die optimale Bewohnerorientierung ist massgebend wichtig in der Erarbeitung der «neuen Wohngruppenstrukturen».
Im gesamten Projekt ist es Ihnen wichtig, die Meinungen der Mitarbeitenden miteinzubeziehen. Warum und wie haben Sie das gemacht?
Anpassungen von solchen Strukturen haben nur dann Erfolg, wenn diese von den Mitarbeitenden getragen werden. Dies passiert am ehesten dann, wenn die Mitarbeitenden von Beginn an in das Projekt einbezogen und zum Mitarbeiten angeregt werden. Aus diesem Grund haben wir im Herbst 2022 ein World Café mit allen Pflegemitarbeitenden sowie einigen Gästen aus anderen internen Dienstleistungsbereichen durchgeführt. Dabei wurden an diversen Ständen die Themen Arbeitszeiten, Tagesstrukturen, Arbeitsinhalte und Aktivierungsinhalte besprochen und die Mitarbeitenden konnten ihre Anliegen anbringen. Auch ein «Kreativ-Egge», bei welchem die Teilnehmenden ihre zusätzlichen Ideen für wohngruppenübergreifendes Arbeiten einbringen konnten, war dabei. Es war ausserordentlich spannend und interessant, die Standpunkte und Ansichten der Mitarbeitenden zu erfragen und erfassen. Die Unterschiedlichkeit, die Vielfalt der involvierten Menschen bereichert den eigenen Horizont und auch diesen des Projektes. Die Ergebnisse dieser Veranstaltung bildeten die Grundlage der Weiterführung des Projektes. Zwei Monate nach dem World Café wurden im Rahmen einer tägigen Klausur mit den Wohngruppenleiterinnen, deren Stellvertreterinnen, der Heimleitung und mir einige Rahmenbedingungen definiert und auch die ersten zwei Entwürfe zu einem neuen Dienstzeitenmodell wurden erstellt.
Wo stehen Sie heute mit dem Projekt?
Aufgrund der Resultate des World Cafés, der definierten Rahmenbedingungen und den zwei Varianten an
Dienstzeitenmodellen erarbeiteten wir ein Modell (zeitlich, inhaltlich und strukturell), welches versucht,
möglichst vielen Anforderungen gerecht zu werden. Dabei wurden die Dienste auf acht verschiedene
Dienste reduziert. Die neuen Dienste sind zeitlich und inhaltlich attraktiver für die Mitarbeitenden und auch die Bewohnerinnen können sich zum Beispiel auf die neu geschaffene «Sternstunde» am Abend freuen. Die erarbeiteten Resultate wurde im Rahmen einer Expertise von der Keller Unternehmensberatung AG analysiert und zusätzliche Ergänzungsvorschläge aufgenommen. Die abschliessenden Resultate wurden in einer Informationsveranstaltung wieder allen Pflegemitarbeitenden vorgestellt. Zurzeit werden die neuen Dienstpläne und Strukturen im Rahmen eines Pilotes auf einer Wohngruppe auf deren Wirksamkeit und Umsetzung getestet. Die gemachten Erfahrungen werden täglich besprochen und allfällige Korrekturmass – nahmen in die Wege geleitet. Wenn der Pilot erfolgreich ist, werden die Dienstzeiten und Strukturen aufs gesamte Alters- und Pflegeheim ausgedehnt und in allen Wohngruppen ab Frühling 2024 umgesetzt. Wir sind uns sicher, dass dies der richtige Schritt in die richtige Richtung ist und wir somit die Zufriedenheit bei unseren Mitarbeitenden und Bewohnerinnen weiter steigern können.
Besten Dank für Ihre Ausführungen viel Erfolg bei der weiteren Umsetzung des Projektes.