Am 16. Oktober 2019 beschäftigten sich an der Tagung «Den Mitarbeitenden Sorge tragen» über 70 Personen mit dem Fachkräftemangel. Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Sport und Praxis berichteten über ihre Ansätze, diesem Fachkräftemangel entgegenzutreten.

Ein illustrer Kreis von erfahrenen Managerinnen und Managern bis zum ehemaligen Spitzensportler und Hochschulprofessor berichteten aus ihrer Praxis und Erfahrung, mit welchen Massnahmen dem Fachkräftemangel begegnet werden kann.
Prof. Dr. Gery Bruederlin, Fachhochschule Nordwestschweiz, sieht vor allem in der Employability einen wichtigen Ansatz. Gemäss Weltgesundheitsorganisation WHO fehlen im Gesundheitswesen bis im Jahr 2035 fast 13 Millionen Fachkräfte. Effizienzgewinne, Verstärkung des Personalmarketings, die Erhöhung der Frauen-Arbeitsquote und der Zustrom ausländischer Mitarbeitenden stossen an ihre Grenzen. Die Beschäftigungsquoten älterer Arbeitnehmenden müssen daher erhöht werden. Das Rentenalter muss angehoben werden und die Unternehmen müssen die Anreize für die Fortsetzung der Beschäftigung erhöhen und entsprechende Bedingungen schaffen. Das heisst beispielsweise Entwicklung neuer Karrierekonzepte und Arbeitsmodelle.
Peter Perren, Leiter Personal und Spitalleitungsmitglied Kantonsspital Nidwalden, betont, dass die Unternehmen die Wünsche und Erwartungen ihrer Mitarbeitenden sowie die Stärken und Schwächen des eigenen Unternehmens exakt kennen müssen.
Dass ein ganzheitliches BGM mehr als Äpfelverteilen ist, zeigte Martina Zwanenburg, Leiterin Betriebliches Gesundheitsmanagement, Kantonsspital Aarau AG, auf. Ein betriebliches Gesundheitsmanagement muss von der obersten Führungsebene getragen werden und basiert auf Prävention, Früherkennung und Reintegration.
René Zaugg, Leiter Personelles & Unternehmensentwicklung und Direktionsmitglied der Pflegezentren der Stadt Zürich agiert erfolgreich mit dem von ihm entwickelten «4-Säulen-Konzept», basierend auf den Säulen Mitarbeiterbindung, Mitarbeiterentwicklung, Ausbildungsmanagement und Personalmarketing.
«Führen heisst auch Dienen». So berichtete Harald Klein, Geschäftsführer Alters- und Pflegeheime Glarus Nord. Unmissverständlich zeigt der Referent auf, dass sich die Führungskräfte nicht zum Mass aller Dinge machen können. Die neuen massgebenden Elemente und Erfolgsfaktoren sind Vertrauen, Empathie, Teamfähigkeit, Übernahme von Verantwortung, Authentizität, Mut, Demut und Überzeugungskraft.
Thomas Mauchle, Keller Unternehmensberatung, plädiert für eine integrierte Personalstrategie «wo stehen wir, wohin soll die Reise gehen», festgefahrene Muster sind zu brechen und dem Faktor Wertschätzung die grösste Beachtung zu schenken. Die Unternehmen werden nicht darum herumkommen, sich in einer Personalstrategie zu positionieren um sich mit den immer kleineren Budgets gezielt als Arbeitgeberin weiterzuentwickeln.
Angela Schär-Stieger, Leitung Departement Pflege & MTTD des Regionalspitals Menziken präsentierte aus ihrem Buch «Arbeitsplatzattraktivität im Krankenhaus» die entscheidenden Faktoren zur Arbeitsplatzattraktivität. Mit einer Reihe von Empfehlungen richtet Sie sich an das grosse Publikum: Mitarbeitende ins Zentrum setzen, Unternehmenswerte und Visionen definieren und bekannt machen, Entwicklungsmöglichkeiten bieten und anderes mehr.
Die Managerinnen und Manager können auch aus dem Spitzensport viel lernen. Beni Huggel hat seine Learnings aus seiner Fussball-Karriere erläutert und stellt das «wir vor ich». Authentisch, ehrlich und mit dem Mut zur eigenen Persönlichkeit – das sind seine Stichworte. In einer Zeit, in der soziale Kompetenzen und Teamwork immer wichtiger werden, müssen alle Verantwortlichen ermuntert werden, dafür zu sorgen, dass ihre Mitarbeitenden mutig und mit Freude ihre Persönlichkeit in der Gruppe einbringen.
Sämtliche Expertinnen und Experten sind sich einig: Die Verfügbarkeit von Fachkräften wird weiter schwierig. Die Arbeitgebenden tun gut daran, vor allem in die Unternehmenskultur zu investieren. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Unternehmen zu halten hat höchste Priorität, die entscheidenden Faktoren sind Arbeitsinhalt, Führung, Team, Personalentwicklung und Wertschätzung